Manchmal denke ich mir, eigentlich waren sie schon mutig, ihr Haus aufzugeben und viele Sachen wegzuwerfen oder herzuschenken, um mit Menschen zusammen zu ziehen, die sie zum Zeitpunkt ihrer Entscheidung erst ein einziges Mal gesehen hatten.
Und noch viel öfter dachte ich mir, dass es eigentlich völlig verrückt ist, Hunderttausende Euro erspartes Vermögen in ein Wohnprojekt zu investieren, ohne noch Menschen zu kennen, die hier einziehen wollen. Aber warum hätte ich diesen Ruf so intensiv verspüren sollen, wenn es diese Menschen nicht gäbe?
Nun sind sie hier. Monika und Michael. Am 31. Mai 2017 sind sie in unser Haus eingezogen. Und ich wusste, dass sie existieren, lange bevor ich sie kennenlernte. So ähnlich wie ich wusste, dass mein zweites Kind existierte, Monate bevor mein Sohn gezeugt wurde.
Schon davor haben ein paar Menschen in unserer Wohngemeinschaft gelebt. Wir haben mit ihnen unterschiedliche WG-Erfahrungen gemacht, überwiegend gute. Aber sie waren immer nur vorübergehend bei uns, für einige Monate. So wie Kornélia, die ebenfalls jetzt hier ist, so dass wir in diesem Sommer zu fünft sind.
Monika und Michael haben uns von Anfang an klar vermittelt, dass sie vorhaben, langfristig hier zu bleiben. Natürlich ist es immer möglich, sich auch wieder zu trennen, aber die Absicht macht einen Unterschied. Es ist wie beim Heiraten. Natürlich kann man sich auch wieder scheiden lassen, aber wenn man heiratet, hat man das noch nicht vor. Und als Monika und Michael bei uns einzogen, kam es mir vor, als würden mein Mann Andreas und ich als Paar ein anderes Paar heiraten. Heirat zweiter Ordnung sozusagen. Als wir in den ersten Tagen unsere Haushalte fusionierten, mitgebrachtes Getreide, Hülsenfrüchte, Gewürze und andere Lebensmittel mit bereits im Haushalt vorhandenen Vorräten in jeweils ein Glas zusammenschütteten, war das wie ein Ritual, in dem wir unsere Verbindung vollzogen.
In diesem Sommer fühle ich mich nun wie in den Flitterwochen. Mit Monika und Michael ist ein guter Geist in unser Haus eingezogen, der überall wahrnehmbare Spuren hinterlässt. Es wurde eine Kräutertonne im Garten aufgestellt und weitere Töpfe mit Küchenkräutern auf der Terrasse. Das Gartenhaus ist auf einmal mit buddhistischen Gebetsfahnen geschmückt, im Garten treiben sich drei neue Katzen herum, alle paar Tage wird frisches Brot gebacken und der Duft der Räucherstäbchen, der das Haus durchweht, ruft Ashram-Erinnerungen in mir wach. Wenn unser Biobauer wöchentlich Kisten mit 35 kg Obst und Gemüse liefert, das dann von drei küchenerfahrenen Frauen, die ihre Ideen austauschen und sich dabei gegenseitig beflügeln, verarbeitet wird, entsteht in mir der Eindruck von Fülle, aus dem Vollen schöpfen. Es macht viel mehr Spaß, gemeinsam für 5 Leute zu kochen als für ein oder zwei. Und wenn wir dann gemeinsam auf der Terrasse sitzen, essen und plaudern, kann es schon mal passieren, dass die Zeit vergeht und ich abends draufkomme, dass die Arbeit liegengeblieben ist. Macht aber nichts. Ich habe jahrelang so viel gearbeitet, um das alles hier möglich zu machen, dass nun auch einmal Zeit sein muss, um die Früchte zu genießen.
Ganz besonders freut es mich auch, wenn sich Monika morgens zu mir in den Yogaraum schleicht und wir gemeinsam meditieren. War es doch immer mein großer Herzenswunsch, eine spirituelle Wohngemeinschaft zu gründen, wo auch gemeinsam praktiziert wird. Und ich fühle dann, wie mein Herz aufgeht. Es ist schon so viel Liebe da. Und so viel Freude bei dem Gedanken, dass wir noch viel Zeit miteinander verbringen werden, viel miteinander machen, uns gegenseitig geistig befruchten, fördern, unterstützen. Natürlich rechne ich damit, dass es auch Zeiten geben wird, wo es mal hart zur Sache geht. Konflikte gibt es überall, wo Menschen zusammenkommen. Aber die Alternative – eine einsame Insel – ist auch nicht so attraktiv. Und es ist ja immer die Frage, wie man dann damit umgeht, ob es gelingt, Konflikte als Impuls zur Weiterentwicklung zu nutzen. Eine Wohngemeinschaft kann so auch ein Experimentierraum für soziales Lernen sein.
Aber momentan ist das noch nicht aktuell. Es läuft alles sehr harmonisch ab. Wir sind ja erst dabei, einander kennen zu lernen. Obwohl gleichzeitig auch schon eine gewisse Vertrautheit da ist.
Obwohl ich in diesem Haus schon seit 24 Jahren wohne, war mir noch nie so bewusst, was für ein wunderschönes Fleckchen Erde uns hier geschenkt ist. Die Ruhe, die Natur, die Waldwege ganz in der Nähe, die gute Luft, das angenehme Klima. Beeren ernten im Garten fürs Frühstück. Material für ein Hochbeet steht auch schon bereit. Unser schöner Yogaraum mit Fenstern auf drei Seiten, die ins Grüne schauen. Und gleichzeitig haben wir die gesamte Infrastruktur des Ortes in Fußdistanz.
Ein großes Haus, eine schöne Umgebung und liebe Menschen um mich herum. Ich möchte nirgendwo anders mehr leben.
In unserer Wohngemeinschaft ist aber immer noch Platz für eine weitere Person. Wenn du dir vorstellen kannst, dein Leben mit uns zu teilen und dich und deine Ideen hier einzubringen, dann melde dich bei uns.