Bewusstsein und Gehirn – wie hängen sie zusammen?

Befindet sich das Internet in deinem Handy? Oder auf dem Bildschirm deines Computers? Wahrscheinlich wirst du das kaum annehmen, obwohl du nicht verstehst, wie das genau funktioniert, dass du Seiten aus dem Internet auf deinem Gerät abrufen kannst.

Bewusstsein ist wie der virtuelle Raum

Und wie ist das mit dem Bewusstsein? Wird es von deinem Gehirn produziert? Und ist es in ihm eingeschlossen? Allen Ernstes gibt es immer noch Menschen, sogar Wissenschaftler, die von dieser These ausgehen, obwohl sie durch zahlreiche Forschungen längst widerlegt ist. Z.B. durch die Erforschung von Nahtodphänomenen, wie sie der Kardiologe Dr. Pim van Lommel über 40 Jahre hindurch vorgenommen hat, vor ihm aber auch schon viele andere.

Wenn Menschen, die hirn- und herztod sind, höchst lebendige Wahrnehmungen haben können, und zwar meistens so, dass sie von oben ihren eigenen Körper sehen können, dann ist klar, dass sich das Bewusstsein nicht im Gehirn befinden kann. Und ehrlich gesagt, ich finde es auch ziemlich absurd anzunehmen, dass Materie Bewusstsein hervorbringen kann.

Am Anfang ist die Idee

Was ist zuerst da: Das Haus oder die Idee, ein Haus zu bauen? Das Buch oder die Idee, eines zu schreiben? Es ließen sich noch viele Beispiele anführen. Und immer ist es so, dass die Idee dem materialisierten Projekt voran geht. Freilich braucht es dann noch die Baumaterialien, das Papier usw., damit die Idee manifestiert werden kann. Aber ohne die Idee, die Absicht, also etwas Geistiges, könnten all diese materielle Dinge nicht entstehen.

Und ausgerechnet bei so etwas Komplexem wie dem Menschen soll das anders sein? Das wäre doch wirklich merkwürdig. Wenn wir das Universum ansehen, ist leicht erkennbar, dass eine hoch intelligente, ordnende Kraft in allem wirkt. Und diese kann nur geistiger Natur sein. Also Bewusstsein. Im Johannesevangelium heißt es: „Im Anfang war das Wort.“ (Joh, 1,1) Der griechische Begriff „Logos„, der hier mit „Wort“ übersetzt wird, hat ein weites Spektrum an Bedeutungen, u. a. „Absicht“, aber auch ein „ruhender Ursprung, aus dem ein geordneter Kosmos hervorgeht“. Auf jeden Fall ist seine Bedeutung geistiger Natur und nicht materieller.

Hat Bewusstsein einen Ort?

Doch wo befindet sich dieses Bewusstsein? Bewusstsein hat keinen Ort, keine Ausdehnung, keine Grenze, keine Substanz. Überprüfe es! Versuche, es herauszufinden! Manchmal erscheint es so, als befände es sich in der Mitte des Kopfes hinter den Augen. Doch wie besagte Nahtoderfahrungen oder auch andere außerkörperliche Erfahrungen, die gar nicht so wenige Menschen gemacht haben, zeigen, ist es dort nicht angebunden, jedenfalls nicht dauerhaft. Und vor allem ist es nicht abhängig von der Existenz des Gehirns.

Warum erscheint es aber dennoch, als ob das Bewusstsein und das Gehirn zumindest eng miteinander verbunden sind? Immerhin zeigen sich ja auch Gedankenmuster im EEG und man kann mit neurowissenschaftlichen Methoden feststellen, welche Gehirnbereiche bei bestimmten Gefühlen, Tätigkeiten oder Erfahrungen aktiviert werden. Dass es eine Verbindung gibt, zumindest vorübergehend, lässt sich nicht leugnen. Aber das beweist nicht, dass das Gehirn der Ausgangspunkt des Bewusstseins ist. Vielmehr ist es wie der Computer, der die Informationsimpulse, die von ganz woanders kommen, empfängt und in Zeichen und Bilder übersetzt, die unsere Sinne und unser Verstand aufnehmen und interpretieren können.

Das Gehirn als Empfangsstation für Informationen

Aber genauso wie das Internet nicht von deinem Handy abhängig ist und auch dann noch existiert, wenn das Handy kaputt ist, ist auch das Bewusstsein – von dem es interessanterweise auch nur die Einzahl gibt!– nicht vom Funktionieren oder der Existenz eines menschlichen Körpers bzw. Gehirns abhängig. Das Gehirn ist nur die Empfangsstation.

Und so wie jedes Handy, jedes Radio, jeder Fernseher nur bestimmte Frequenzen empfangen kann von den vielen, die unsichtbar im Raum herumschwirren, genauso können unsere Sinne auch nur einen sehr kleinen Frequenzbereich der Wellen wahrnehmen, die uns umgeben. Unsere Augen sehen nur einen kleinen Teil des Lichtspektrums, unsere Ohren hören nur einen kleinen Teil der Schallwellen usw. Dazu kommt, dass die meisten Menschen das Gehirn nur zu ca. 10 % nutzen.

Die Sinne filtern unsere Wahrnehmung

Wenn wir uns dessen bewusst sind, wird auch klar, dass wir durch unsere sinnliche Wahrnehmung nur einen minimalen Teil der Wirklichkeit aufnehmen können. Wir können also getrost davon ausgehen, dass Wirklichkeit, also alles, was existiert, weit, weit größer, umfangreicher und wunderbarer ist als all das, was wir Menschen üblicherweise über unsere Sinne erfahren können. Und die Sinne sind ja unsere Verbindung zur sogenannten Außenwelt.

Dabei gibt es immer wieder Menschen, die eine etwas weitere Wahrnehmungsfähigkeit haben. Die z.B. Wesen wahrnehmen können, die die meisten Menschen nicht sehen. Oder Gedanken lesen oder spüren, was an anderen Orten der Welt oder in der Zukunft passiert. Beispiele dieser Art gibt es viele. Je öfter ich mit solchen Fähigkeiten konfrontiert wurde, desto offener wurde ich für die Annahme, dass es vieles gibt, was ich früher nicht für möglich gehalten hätte. Mittlerweile gehe ich davon aus, dass es so ziemlich alle Phänomene, die berichtet wurden und werden, echte Erfahrungen von Menschen sind, die Zugang zu einem erweiterten Wahrnehmungsspektrum oder besser einem erweiterten Bewusstsein haben. Auch solche, die wir gerne ins Reich der Märchen und der Phantasie einordnen.

Sinnliche Wahrnehmung und unmittelbares Gewahrsein

Zu unterscheiden ist hier wohl zwischen unserer sinnlichen Wahrnehmung und dem unmittelbaren Gewahrsein des Bewusstseins. In den heiligen Schriften Indiens, wie z.B. in der Bhagavad Gita oder dem Viveka Chudamani, wird immer wieder betont, wie wichtig es ist, die Richtung unserer Wahrnehmung umzukehren, weg von den Sinneswerkzeugen, die uns mit den Objekten der Wahrnehmung in Verbindung bringen hin zum wahrnehmenden Geist selbst, dem Gewahrsein, dem Subjekt der Wahrnehmung.

Nur dadurch bekommen wir einen Zugang zu jener Wirklichkeit, die sich der Wahrnehmung unserer Sinne entzieht. Zur wahren, absoluten Wirklichkeit. Alles, was wir über die Sinne wahrnehmen, ist relativ, ist gefärbt durch die Funktion der Sinnesorgane, abhängig von vielen Umständen und von unserer Interpretation, die wiederum von unseren bisherigen Erfahrungen abhängt. Eine objektive Wahrnehmung von sinnlichen Erfahrungen gibt es nicht. Diese ist immer subjektiv und relativ.

Absolut ist nur das, in dem alle diese Erfahrungen stattfinden. Das wahrnimmt, ohne selbst wahrgenommen zu werden. Die meisten Menschen sind sich aber nicht einmal der Existenz dessen bewusst, weil sie die ganze Zeit nur mit den Objekten der Wahrnehmung beschäftigt sind. Wenn wir die Wirklichkeit erahnen wollen, müssen wir uns erst einmal des Bewusstseins bewusst sein. Und erforschen, was Bewusstsein ist. Diese Art der Forschung, der Geisteswissenschaft im wahrsten Sinne des Wortes, ist Meditation.

Warum der Geist eng wird

Vielleicht hast du schon die Erfahrung gemacht, dass der Geist sehr eng wird, wenn du dich auf eine Meinung oder einen Wunsch versteifst, etwas unbedingt oder auf keinen haben willst. Eckhart Tolle nennt das Ego-Zusammenziehung. Eine sehr treffende Bezeichnung, finde ich. Und diese Enge fühlt sich nicht so gut an.

Wenn du hingegen vollkommen entspannt und zufrieden bist, wunschlos glücklich, wenn es gerade nichts zu tun gibt und auch nichts zu wollen, dann fühlst du dich weit. Das Bewusstsein dehnt sich aus. Manchmal ist sogar der Körper gar nicht mehr zu spüren. Jedenfalls ist das Bewusstsein dann viel größer und weiter als dein Körper. Der Körper und das ganze geistig-emotionale Wesen, das du gewöhnlich „Ich“ nennst, ist nur eine kleine Erscheinung in dem weiten Bewusstseinsraum. Kennst du das?

In die unendliche Weite des Geistes entspannen

In der Meditation machen wir diese Erfahrung bewusst. Wir entspannen uns ins Bewusstsein hinein, in die Weite des unendlichen Geistes. In die Weite jenes unglaublich intelligenten, freudigen und liebevollen Geistes, der das gesamte Universum hervorgebracht hat, der es durchdringt und in ihm wirkt.

Die Naturwissenschaft stößt zwangsläufig an ihre Grenzen, wenn sie den Geist ignoriert. Denn ohne den Geist gäbe es keine Natur. Nur wenn wir uns mit dem Geist beschäftigen und versuchen, ihn zu verstehen, können wir die Welt verstehen. Wobei wir wohl auch dabei immer an eine Grenze stoßen werden, wo das Mysterium bleibt.

Yoga ist wahrscheinlich die vollendetste Geisteswissenschaft, die je erfunden wurde. Sie beginnt bei der bewussten Wahrnehmung des Körpers, bei der Verbindung von Bewegung und Atem, wie du sie in den Yoga Basiskursen „Yoga für Gesundheit, Entspannung und Wohlbefinden“ lernen kannst. Und sie endet bei der (Wieder)vereinigung des individuellen Geistes (Atman) mit dem universellen Bewusstsein. Dies ist meistens ein langer Weg. Der Yoga Vertiefungskurs „Yoga als spiritueller Weg“, der Meditationskurs sowie die Yoga Wochenenden sollen dabei eine kleine Hilfe sein.

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