Warum der demografische Wandel nicht zwangsläufig zu höherem Pflegeaufwand führen muss

Wir werden älter, aber nicht gesünder

Immer wieder wird die Behauptung aufgestellt, der steigende Bedarf an Pflegekräften sei auf den demografischen Wandel, also auf eine alternde Bevölkerung zurückzuführen. Meiner Meinung nach ist das nur bedingt der Fall. Denn ein längeres Leben muss nicht unbedingt auch mit einer längeren Zeit an Pflegebedürftigkeit einhergehen.

Das eigentliche Problem ist nicht, dass wir immer älter werden, sondern dass zwar die Zahl der Lebensjahre steigt, nicht aber die Zahl der gesunden Lebensjahre. Und das ist kein Naturgesetz, sondern eine Folge unseres medizinischen Systems. Genauer gesagt ist es nicht nur das medizinische System. Denn die Gesunderhaltung der Bevölkerung ist nicht nur eine Angelegenheit von Ärzten und Pharmakologen, sondern der gesamten Gesellschaft. Hier haben also auch Wirtschaft, Politik, Bildungswesen und jeder einzelne seinen Beitrag zu leisten.

Wie man Pflegebedürftige kreiert

Überspitzt formuliert, ist das derzeitige System darauf angelegt, zuerst möglichst viele Menschen krank zu machen, um sie dann nicht zu heilen, sondern möglichst lange von Medikamenten abhängig zu machen. Da alle allopathischen Medikamente Nebenwirkungen haben und kein Arzt die Wechselwirkungen von mehr als drei Medikamenten überblicken kann, richten die meisten Dauermedikamente weiteren Schaden an.

Auf lange Sicht wird auf diese Weise der Gesundheitszustand oft so sehr beeinträchtigt, dass dies in die Pflegebedürftigkeit führt. Und selbst wenn es eigentlich Zeit zum Sterben wäre, wird noch alles dazu getan, um Menschen mit viel technischem, personellem und finanziellem Aufwand künstlich am Leben zu erhalten.

Woran krankt das Gesundheitssystem?

Wenn wir uns das Gesundheitssystem im engeren Sinne anschauen, finde ich zwei Punkte ganz entscheidend:

Bei der Ausbildung der Ärzte fängt es an

Angehende Ärzte lernen in ihrem Studium viel über Pharmakologie, also wie man Gifte einsetzen kann, um Symptome zu unterdrücken, und ganz wenig darüber, wie man die Gesundheit erhalten oder wiederherstellen kann, indem die Ursachen beseitigt werden. Stattdessen wird jedes Organ einem eigenen Facharzt zugeordnet, ungeachtet dessen, dass mittlerweile schon jeder interessierte Laie weiß, dass alle Organe miteinander in Wechselwirkung stehen und die Symptome meistens ganz woanders auftreten als dort, wo die Ursachen liegen.

Ernährung, eine ganzheitliche Sicht auf den Menschen und die Zusammenhänge im Körper oder gar zwischen Psyche, Körper und sozialem Umfeld, spielen kaum eine Rolle. Naturheilkunde und Pflanzenheilkunde wurden aus dem Lehrplan gestrichen und wer sich mit ganzheitlichen Systemen die der TCM, dem Ayurveda oder der Homöopathie beschäftigen will, muss das in weiteren Fortbildungen tun.

Und was zahlen die Kassen?

Der zweite Punkt, an dem es krankt, ist das Krankenkassensystem. Daran hat die Umbenennung in „Gesundheitskasse“ nichts geändert, obwohl das immerhin schon ein erster Schritt sein könnte. Das, was den Patienten am allermeisten bringen würde und was sich diese oft auch wünschen, ist die ärztliche Beratung. Diese wird von den Krankenkassen aber kaum honoriert. Dadurch kann es sich ein Arzt, der sich für seine Patienten die Zeit nehmen möchte, die nötig ist, gar nicht leisten, mit Kassenverträgen zu arbeiten.

Dazu kommt, dass das Kassensystem fast ausschließlich auf ärztliche Leistungen zugeschnitten ist. Andere Berufsgruppen wie Psychotherapeuten, Psychologen, Sozialarbeiter, Lebens- und Sozialberater, Sporttrainer, Ernährungsberater, Yogalehrer etc. können zwar ebenso viel zur Erhaltung und Wiedererlangung der Gesundheit beitragen, sind in das System aber nicht oder viel zu wenig integriert.

Bei den Heilmitteln zahlen die Kassen dann fast jedes noch so schädliche pharmakologische Gift, während unschädliche, natürliche Mittel, die die Gesundheit stärken, in der Regel von den pflichtversicherten Patienten selbst bezahlt werden müssen. Und das, obwohl es wesentlich billiger wäre, Krankheiten mit natürlichen Mitteln zu heilen anstatt Menschen jahre- und jahrzehntelang von Medikamenten abhängig zu machen, die wiederum weitere Krankheiten wie Leber- und Nierenschäden verursachen.

In eine Pflichtversicherung einzahlen, die Gesundheitsförderung nicht vergütet

Ich bin zwar nicht gegen eine Pflichtversicherung, aber es sollte dabei eine Wahlmöglichkeit geben. Wenn Krankenkassen zueinander im Wettbewerb stünden, hätten Patienten die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, welche Leistungen sie für ihr Geld bezahlt haben möchten und auf welche sie bereit sind zu verzichten. Leider ist das derzeit nur bei den Zusatzversicherungen der Fall. Es würde wahrscheinlich einiges an Bewegung in die Sache bringen, wenn das auch bei der Pflichtversicherung möglich wäre.

Den physischen Tod akzeptieren

Wenn wir schon bei den Kosten sind: Vielsagend ist auch, dass mehr als die Hälfte der Ausgaben der Krankenkassen auf das letzte Lebensjahr der Patienten fallen. Die meisten Leistungen fallen also in einen Zeitraum, wo es offenbar nicht mehr um Heilung geht.

Hier stellt sich doch die Frage, ob man am Lebensende noch alles machen muss, was man medizinisch machen kann. Jedenfalls dann, wenn es die Lebensqualität nicht verbessert, sondern bestenfalls die Lebens- und meistens auch Leidenszeit künstlich um ein paar Wochen oder Monate verlängert. Ob es nicht für alle besser wäre, Menschen in Frieden sterben zu lassen als sie in den letzten Monaten noch mit Medikamenten vollzustopfen, die ihnen nicht helfen, und mit Apparaten am Leben zu erhalten, obwohl ein Leben in guter Lebensqualität nicht mehr zu erwarten ist. Natürlich ist dies ein heikles Thema und muss individuell angeschaut werden, aber eine Diskussion darüber fände ich sinnvoll.

Chronische Krankheiten sind auf dem Vormarsch

Die meisten Menschen sterben an Krankheiten oder an Unfällen. Zur Unfallverhütung ist in den letzten 100 Jahren viel getan worden. Und auch Todesfälle durch Infektionskrankheiten sind erheblich zurückgegangen. Was seit Jahrzehnten zunimmt, sind chronische Erkrankungen.

Nun höre ich schon den Einwand: „Na ja, an irgendwas muss man ja sterben.“ Doch nein, es ist keinesfalls naturgegeben, dass wir erst schwer krank werden und über lange Zeit pflegebedürftig werden müssen, bevor wir sterben. Man kann einfach in hohem Alter bei gutem Gesundheitszustand friedlich entschlafen, wie sich das auch die meisten Menschen wünschen.

Tatsache ist aber, dass 75 % der österreichischen Bevölkerung an nur 3 Krankheiten sterben: Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs und Demenz. Wenn ich jetzt einmal die dritthäufigste Todesursache, nämlich ärztliche Interventionen, beiseitelasse.

Warum sind so viele Menschen chronisch krank?

Die Ursachen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind allgemein bekannt: Falsche Ernährung, Bewegungsmangel, Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum und Stress. Alle diese Faktoren spielen auch bei Krebs eine Rolle und wahrscheinlich auch bei Demenz, wobei diese Krankheit noch am wenigsten erforscht ist. Dazu kommen Umweltgifte und Traumata.

Mittlerweile gibt es gute Evidenz dafür, dass Menschen, die in der Kindheit mehrere schwere Traumata erfahren haben, ein wesentlich höheres Risiko haben, eine schwere chronische Krankheit zu bekommen. Zu diesen Traumata zählen z.B. körperliche, sexuelle oder psychische Misshandlungen, aber auch Scheidung der Eltern oder der frühe Tod oder das Fehlen eines Elternteils.

Gesund alt zu werden ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Gegen alle diese Faktoren können wir etwas tun. Einerseits ist Eigenverantwortung von jedem einzelnen gefragt, andererseits spielen aber auch die gesetzlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen eine große Rolle.

Das fängt z.B. damit an, dass Kochlehrlinge gezwungen werden, ihre Ausbildung in Betrieben zu absolvieren, wo sie überwiegend „österreichische Küche“ lernen, die sehr Fleisch lastig ist und massenweise Transfettsäuren und raffinierte Kohlenhydrate, aber kaum Gemüse enthält. Sie werden also in einer sehr ungesunden Kochweise ausgebildet. Dass man dann in den meisten Gasthäusern, vor allem auf dem Land, leider aber auch in den meisten Kantinen, Krankenhäusern, Schulen und Kindergärten, genau diese krankmachende Kost erhält, ist dann kein Wunder. Hier kommt aber immerhin langsam etwas in Bewegung.

Arbeiten und gesund essen – die Quadratur des Kreises?

Und Vollzeitarbeitsstellen, die gerade jetzt wieder von der Politik als das Ideal dargestellt werden, lassen es kaum zu, zu Hause gesund zu kochen. Deshalb greifen viele dann zu Fertiggerichten, die sie in die Mikrowelle schieben. Fertiggerichte enthalten aber keine gesunderhaltenden Vitalstoffe, stattdessen viele gesundheitsschädliche künstliche Zusatzstoffe, Zucker, Salz und gehärtete Fette (= Transfette).

Und die Mikrowelle ist ein Abfallprodukt der Rüstungsindustrie. Sie hat das Ziel, jegliches Leben zu zerstören. So zerstören Mikrowellenherde die molekulare Struktur der Nahrung, was dem Körper schon gar nicht gut bekommt.

Eine Vielfalt an gesundheitsbewusster Gemeinschaftsverpflegung, ob im Betrieb, in der Schule, am Imbisstand oder in der nachbarschaftlichen Privatküche, wäre eine leicht umzusetzende Lösung. Und die Politik könnte die Richtlinien dafür vorgeben und Betriebe, die diese erfüllen, entsprechend fördern.

Was wird subventioniert?

Politisch gefördert und subventioniert wird derzeit das Gegenteil, nämlich in erster Linie die Massentierhaltung und die industrialisierte Nahrungsmittelproduktion und nicht der biologische Obst- und Gemüseanbau.

Und in den Supermärkten setzt sich das fort, indem die Kunden mit Billigfleisch zu Dumpingpreisen gelockt werden. Hochwertige, gesunde Lebensmittel, sofern sie überhaupt zu finden sind, sind dafür nur zu weit überteuerten Preisen zu haben. Ärmere oder preisbewusste Kunden können oder wollen sich diese dann nicht leisten. Ungesunde, tierquälerische und klimaschädliche Produkte werden also durch gesunde Lebensmittel quersubventioniert.

Zucker – die Volksdroge Nr.1

Und Süßigkeiten dürfen immer noch mit Marketingmethoden, die speziell auf Kinder abzielen, in Kinderreichweite in Supermärkten platziert werden. Dabei wäre es durchaus möglich, dass diese überhaupt nicht verkauft werden dürfen. Und wenn schon, dann nur auf Nachfrage. Aber nicht so, dass sie erst dadurch, dass sie sich im Blickfeld befinden, den Gusto wecken und ungeplant im Einkaufskorb landen.

So werden schon die Kleinsten auf eine Ernährungsweise getrimmt, die sie später krank und pflegebedürftig werden lässt. Und vor allem: Die Tatsache, dass es so viele Menschen gibt, die diese bereits gewohnt sind, erschwert es, gesundheitlich sinnvolle Änderungen durchzusetzen. Denn niemand ändert gerne seine Gewohnheiten.

Was erlaubt oder verboten ist, entscheidet die Finanzmacht

Ob etwas auf den Markt gebracht werden darf oder nicht, hat absolut nichts damit zu tun, ob es der Gesundheit dienlich ist oder nicht, sondern ausschließlich damit, ob eine starke Lobby dahintersteht. Sonst wäre wohl kaum zu erklären, dass neben Zucker, raffiniertem Mehl, Tierqual- und Fertigprodukten auch alkoholische Getränke und Zigaretten sowie zahlreiche krebserregende Pflanzenschutzmittel und Chemikalien verkauft werden dürfen, während so manche bewährte, gesundheitsfördernde Mittel und Methoden mit der Argumentation, es gäbe keine ausreichenden Studien (die Millionen Euro kosten), diffamiert, verboten und vom Markt gedrängt werden.

Absurderweise ist es sogar verboten zu heilen, wenn man kein Medizinstudium absolviert hat. Und ausgebildete Ärzte wiederum stehen unter der Kuratel der mit der Pharmaindustrie eng verbundenen Ärztekammer.

Wie man Bewegungsmuffel motiviert

Auch Bewegungsprogramme könnten offensiv gefördert werden. Ansätze dazu gibt es in der SVS, wo man seinen Selbstbehalt bei Arztbesuchen reduzieren kann, wenn man gewisse selbst beeinflussbare Gesundheitsziele, zu denen auch regelmäßige Bewegung gehört, erfüllt. Das wäre ausbaubar auch auf andere Krankenkassen, aber auch z.B. auf Betriebe, die bestimmte Leistungen an die Teilnahme an Bewegungsprogrammen knüpfen könnten. Wenn dadurch die Krankenstandstage sinken, wäre das sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer von Vorteil. Das Streichen von Sportstunden in der Schule oder gar das Schließen von Sportstätten, wie es in der Coronazeit geschehen ist, ist hingegen sicherlich der falsche Weg.

Yoga als ganzheitliche Gesundheitsförderung

Dasselbe gilt für Yoga. Auch wenn das höchste Ziel des Yoga kein gesundheitliches ist, sondern ein spirituelles, so gibt es doch kaum eine andere Methode und schon gar kein Medikament, das so viele positive gesundheitliche Wirkungen hat wie Yoga.

Das fängt damit an, dass Yoga das Körperbewusstsein und die Achtsamkeit fördert. So können wir besser wahrnehmen, was uns guttut und was nicht. Ähnlich wie bei manchen Sportarten trainieren wir Kraft, Beweglichkeit, Gleichgewicht und Koordination. Yoga wirkt aber nicht nur auf den physischen Körper, sondern auch auf das Energiesystem. Die Energiebahnen werden gereinigt und Blockaden gelöst. Unsere Lebensenergie kann dadurch besser fließen. Bestimmte Atemtechniken (Pranayama) erhöhen die Lebensenergie zusätzlich.

Darüber hinaus hilft Yoga, in eine tiefe Entspannung zu kommen, was die meisten stressgeplagten Menschen dringend benötigen. Die Entspannung betrifft dabei nicht nur den Körper, sondern vor allem auch den Geist. Nur wenn Körper und Geist entspannt sind und der Vagusnerv aktiv ist, kann der Körper regenerieren.

Und was ist mit der Psyche?

Die psychische Gesundheit, die natürlich von der körperlichen nicht zu trennen ist, ist in unserem Gesundheitssystem ein sehr vernachlässigtes Thema. Da Konflikte zu den größten psychischen Stressoren gehören, müssen Trainingsprogramme, um schon möglichst früh zu lernen, Konflikte konstruktiv zu lösen, hohe Priorität haben.

Ein weiteres wichtiges Thema sind die Arbeitsbedingungen. Arbeitsplätze sind so zu gestalten, dass Menschen gerne zur Arbeit gehen, weil sie sich dort entfalten können. Das Ziel ist nicht die viel strapazierte Work-Life-Balance, sondern Arbeit als integraler Bestandteil eines erfüllten Lebens.

Und da, wie oben erwähnt, Traumata bei der Entstehung schwerer Krankheiten eine große Rolle spielen, muss es ausreichend viele niederschwellige Möglichkeiten geben, alte Traumata aufzulösen. Methoden dazu gibt es. Diese in Anspruch zu nehmen, muss zur Selbstverständlichkeit werden.

Gesund alt werden durch echte Gesundheitsvorsorge

Wenn er gelänge, dass wir durch eine echte Gesundheitsvorsorge, was etwas völlig anderes ist als ein Früherkennungsprogramm, und ein System, das bei chronischen Erkrankungen danach trachtet, die Ursachen zu finden und zu beseitigen, anstatt nur Symptome zu dämpfen, nicht nur länger leben, sondern auch länger gesund, fit und vital bleiben, würden wir uns sehr viel an Gesundheits- und Pflegekosten sparen. Auch dann, wenn ein Teil davon in die Prophylaxe investiert wird.

Wenn gleichzeitig die Arbeitsbedingungen so verbessert werden, dass Menschen in ihrer beruflichen Tätigkeit Sinn und Lust finden, spräche auch nichts dagegen, das Pensionsalter hinaufzusetzen. Denn dann könnten Menschen tatsächlich länger arbeiten. Die Arbeit könnte sich dann auf mehr Menschen verteilen.

Weil weniger Geld für Krankheit, Pflege und Pensionen ausgegeben wird, könnten Sozialversicherungsbeiträge und Steuern sinken. Arbeitnehmer hätten dann mehr netto vom brutto. Sie könnten es sich leisten, weniger Wochenstunden zu arbeiten und die gewonnene Zeit mit ihren Familien verbringen, was wiederum den Kindern zugutekäme. Und sie hätten mehr Zeit für Entspannung, Sport, Yoga sowie soziale und künstlerische Tätigkeiten. Das wiederum verbessert ihre Lebensqualität und fördert die Gesundheit. Und so schließt sich der Kreis.

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