Was haben Flüchtlinge mit dem Schnitzel auf dem Teller zu tun?

Vor ein paar Monaten habe ich einen Blog geschrieben über die unendliche Bezogenheit, Indras Netz. Heute möchte ich ein konkretes Beispiel herausgreifen, wie Dinge zusammenhängen, wo nicht jeder sofort einen Zusammenhang erkennt.

Ein Thema, das in den letzten Jahren die Öffentlichkeit erregt hat, sind Flüchtlinge, die aus Asien und Afrika nach Europa kommen. Es wurden hitzige Debatten geführt, über Willkommenskultur, Zäune, Rückschiebungen, Integration, Kürzung von Sozialleistungen usw., aber wenig darüber, warum sie überhaupt zu uns kommen und auch in den nächsten Jahrzehnten noch kommen werden.

Natürlich gibt es dafür viele und vielschichtige Gründe. Ein ganz wesentlicher, zu dem wir Europäer sehr viel beitragen, der aber gerade von denen, die am lautesten nach Zäunen schreien, gerne totgeschwiegen wird, ist der Klimawandel. Und der passiert nicht erst in der Zukunft, der passiert bereits jetzt. Wenn z.B. in Syrien oder in Afrika durch Dürren ehemals fruchtbare Gebiete unbewohnbar werden, können Menschen von der Landwirtschaft nicht mehr leben und ziehen in die großen Städte, wo sie aber oft auch nicht das erhoffte Glück finden, sondern in Elendsvierteln landen. Dies erzeugt soziale Spannungen, Unruhen und Aufstände. Diese werden blutig niedergeschlagen, Krieg gegen die eigene Bevölkerung, Folter und Vertreibung sind die Folge, Fluchtbewegungen im eigenen Land oder in die Nachbarländer. Irgendwann können diese den Flüchtlingsandrang nicht mehr bewältigen und die verzweifelten Menschen ziehen weiter.

Natürlich ist der Klimawandel nur ein Faktor unter vielen. Durch Kunstdünger ausgelaugte Böden, ungerechte Handelsbeziehungen, das Überschwemmen des afrikanischen Marktes mit subventionierten Billigprodukten aus unserer Überproduktion, mit denen im eigenen Land erzeugte Produkte nicht mehr konkurrenzfähig sind, spielen neben autoritären Staatsformen, Korruption, lokalen Konflikten und vielem anderen ebenfalls eine Rolle. Doch gerade der Klimawandel ist ein Faktor, von dem bekannt ist, dass er in Zukunft eine noch viel größere Rolle bei Fluchtbewegungen spielen wird, vor allem, wenn wir nicht sofort dramatisch gegensteuern.

Und wenn es um die Ursachen des Klimawandels geht, denken die meisten Menschen an Verkehr oder Industrie. Das ist natürlich auch richtig, doch nur wenigen ist bewusst – und interessanterweise wird das auch selten erwähnt – dass es einen Bereich gibt, der mehr zum Klimawandel beiträgt als der gesamte Verkehr, Flugverkehr inbegriffen. Und das ist die Produktion von Fleisch und anderen tierischen Produkten, vor allem Milchprodukte. Ca. 60 Milliarden (!) Tiere – man halte inne bei dieser Zahl: das ist ungefähr das 10.000-fache (!) des Holocaust, auch wenn es „nur“ Tiere sind, Lebewesen, die genauso leidensfähig sind wie wir – werden weltweit jährlich unter grausamsten Bedingungen in Massentierhaltung gezüchtet und geschlachtet, ¾ der weltweiten Anbaufläche wird für Viehfutter verbraucht, riesige Flächen an Regenwald werden dafür jährlich gerodet. Mit diesem ganzen Wahnsinn, der obendrein zu einem erheblichen Teil Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gicht, Krebs, Demenz usw. verursacht, wird mehr an CO2 freigesetzt als im gesamten motorisierten Verkehr.

Außerdem können mit pflanzlicher Nahrung ungefähr 7-mal so viele Menschen gesättigt werden wie über den Umweg Tier. Die Produktion von Futtermitteln für das Schlachtvieh der Reichen anstatt für Nahrung für die lokale Bevölkerung führt also auch dazu, dass Hunderte Millionen von Menschen hungern müssen. Die akut Betroffenen schaffen es wohl nicht bis zu uns, sondern vegetieren und sterben in ihren Heimatländern dahin. Aber auch wenn es komplexer sein mag, als es hier dargestellt werden kann, lässt sich ein Zusammenhang zwischen diesem Versorgungsnotstand und sogenannten „Wirtschaftsflüchtlingen“ wohl nicht leugnen.

So wie viele Menschen lieber nicht so genau wissen wollen, was denn das Tier, von dem ein Teil auf ihrem Teller liegt, erlebt hat, bevor es da hin gekommen ist, wollen sie lieber auch nicht wissen, was mit den Menschen passiert, die mit Zäunen abgeschottet oder in Hunger, Krieg, Elend und Folterkammern zurückgeschickt werden. Dabei ist es mit ein bisschen Bewusstheit so einfach, mit einer bloßen Veränderung des Essverhaltens ein kleines Stück dazu beizutragen, dass die Welt ein bisschen friedlicher wird.

Niemand kann es alleine, aber jeder einzelne ist wichtig.

Tipps für den Umstieg auf eine gesunde Ernährung

2 Gedanken zu “Was haben Flüchtlinge mit dem Schnitzel auf dem Teller zu tun?”

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